Northbrook (ddp). Die Bauchhöhle kann die Lunge beim Atmen unterstützen, haben amerikanische Forscher gezeigt: Wird der Hohlraum mit einer sauerstoffreichen Flüssigkeit gefüllt, findet an den feinen Blutgefäßen des Bauchfells genau der Gasaustausch statt, der sonst den Lungenbläschen vorbehalten ist. Auf diese Weise kann das Blut unabhängig von der Lunge Sauerstoff aufnehmen, so dass verletzte oder durch Krankheit geschwächte Lungen entlastet werden. Getestet haben die Forscher das Verfahren bislang allerdings ausschließlich an Schweinen. Sollte sich die Methode jedoch auch beim Menschen bewähren, könnte sie eine weniger belastende Alternative zu der bisher verwendeten künstlichen Beatmung sein, glauben die Wissenschaftler um Joseph Friedberg von der Universität von Pennsylvania in Philadelphia. Sie stellen ihre Methode in der Fachzeitschrift „Chest” vor (Bd. 130, Nr. 2). Die Bauchhöhlenatmung funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die so genannte Bauchfelldialyse, die bei einigen Patienten mit Nierenversagen verwendet wird. Dabei dienen die dünnen Blutgefäße des Bauchfells als eine Art Ersatzniere, über die Giftstoffe und Elektrolyte vom Blut in die mit Flüssigkeit gefüllte Bauchhöhle transportiert werden. Analog dazu setzten Friedberg und seine Kollegen nun das Bauchfell als Ersatzlunge ein: Sie senkten den Sauerstoffgehalt im Blut ihrer Testschweine künstlich ab und füllten deren Bauchhöhlen anschließend mit einer sauerstoffreichen Flüssigkeit. Dabei verwendeten sie so genannte perfluorierte Kohlenwasserstoffe, die Gase wie Sauerstoff und Kohlendioxid in großen Mengen aufnehmen können, für den Körper jedoch nach heutigem Wissen ungiftig sind. Auf diese Weise gelang es den Forschern, den Sauerstoffgehalt im Blut der Schweine von ursprünglich 73 Prozent der maximalen Aufnahmekapazität auf 89 Prozent und damit fast auf den Idealwert von 90 Prozent zu erhöhen. Damit sei gezeigt, dass die Methode im Prinzip funktioniere und einfach durchzuführen sei, sagt Studienleiter Friedberg. Als nächstes wollen er und sein Team nun testen, wie der Sauerstoffaustausch optimiert werden kann und ob bei einer Langzeitanwendung Komplikationen auftreten. Sollten diese Experimente ebenfalls positiv ausfallen, könne versucht werden, die Methode auf den Menschen zu übertragen. Friedberg vermutet, dass besonders Patienten mit einer reversiblen Lungenschädigung wie sie bei einer Embolie, einer Lungenentzündung oder einem akuten Lungenversagen auftritt, von der Bauchhöhlenatmung profitieren könnten. Momentan werde in solchen Fällen meist versucht, den fehlenden Sauerstoff mithilfe von künstlicher Beatmung zuzuführen, sagt der Forscher. Das könne jedoch den Zustand der Lunge verschlimmern und den Sauerstoffmangel sogar noch verschärfen. Die Bauchfellatmung erlaube es hingegen, die Lunge für eine Weile stillzulegen und ihr die Möglichkeit zu geben, vollständig auszuheilen.
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