Belmont (ddp). Autismus kommt bei Kindern von Vätern über 40 Jahren fast sechsmal häufiger vor, als bei Kindern von Vätern unter 30. Das ist das Ergebnis einer Studie eines internationalen Forscherteams an mehr als 130 000 Jugendlichen aus Israel. Für den Zusammenhang könnten genetische Veränderungen in den Samenzellen älterer Männer verantwortlich sein, vermuten die Wissenschaftler. Ihre Ergebnisse schildern die Forscher um Abraham Reichenberg von der Mount Sinai School of Medicine in New York im Fachmagazin „Achives of General Psychiatry” (Nr. 63, S. 1026). Die Forscher werteten für ihre Studie die Daten aus einer Erhebung von Jugendlichen aus, die in den 80er Jahren geboren und im Alter von 17 Jahren auf psychische Störungen untersucht worden waren. Bei etwa 110 Jugendlichen war eine Störung aus dem Spektrum autistischer Erkrankungen registriert worden. Als die Wissenschaftler diese Daten zum Alter der Väter in Beziehung setzten, entdeckten sie ein starkes Ungleichgewicht: In der Altersgruppe der Väter unter 30 war die Wahrscheinlichkeit für Autismus deutlich geringer als in der Gruppe der Väter zwischen 30 und 39 Jahren. Am häufigsten trat Autismus hingegen bei Kindern von Vätern über 40 auf. Diese ungleiche Verteilung ergab sich auch, nachdem die Wissenschaftler weitere Faktoren wie den sozialen Status der Eltern in die Auswertung hineingerechnet hatten. Das Alter der Mutter hatte hingegen keine Auswirkung auf die Häufigkeit von Autismus. Die Wissenschaftler vermuten, dass genetische Faktoren für den Effekt verantwortlich sind. So könnten in den Samenzellen älterer Väter häufiger spontane Veränderungen im Erbgut oder Beeinträchtigungen der Genaktivität auftreten, die sich auf die Hirnentwicklung des heranwachsenden Kindes auswirken und sich so eine autistische Störung heranbildet. Unter Autismus verstehen Wissenschaftler ein breites Spektrum psychischer Störungen. Gemeinsam ist den Betroffenen, dass sie Schwierigkeiten haben, mit ihrer Umwelt und anderen Menschen in Kontakt zu treten, wobei das Spektrum von leichteren Kommunikationsstörungen bis hin zu völliger Unfähigkeit zur direkten Kommunikation reicht. Die genauen Ursachen der Erkrankung sind noch nicht bekannt. Da Autismus familiär gehäuft auftritt, vermuten Wissenschaftler schon lange zumindest eine genetische Komponente hinter der Störung.
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