Heidelberg (ddp). Eine schlummernde Toxoplasmose-Infektion bei schwangeren Frauen verändert das Geschlechterverhältnis beim Nachwuchs: Frauen, die Antikörper gegen den Erreger der häufig über Katzenkot übertragenen Krankheit besitzen, bringen bis zu 2,5-mal häufiger Jungen zur Welt. Diesen Zusammenhang haben tschechische Forscher durch Analysen von Daten über mehr als 1800 Geburten herausgefunden. Über ihre Ergebnisse berichten Jaruslav Flegr von der Karls-Universität in Prag und seine Kollegen in der Fachzeitschrift „Naturwissenschaften” (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1007/s00114-006-0166-2). Die Toxoplasmose ist eine häufige, aber meist harmlos verlaufende Erkrankung, die ein einzelliger Parasit namens Toxoplasma gondii verursacht. Die meisten Infektionen bleiben sogar völlig unbemerkt. Die Ansteckung mit den Erregern kann durch den Genuss von rohem Fleisch oder über Kontakt mit Katzenkot erfolgen. Kommt es jedoch während einer Schwangerschaft zur Infektion, kann das ungeborene Kind Schaden nehmen. Deshalb werden bei Schwangerschaften regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt. Infektionen können dabei über die Antikörper, die der Mensch gegen den Erreger bildet, festgestellt werden. Bei einer latent verlaufenden Infektion kommt es zu keinen Symptomen, die Antikörper sind jedoch meist lebenslang im Körper nachweisbar. Nach Aussagen der Forscher sind von dieser schlummernden Infektion in Deutschland rund 39 Prozent der Frauen betroffen. Für ihre Studie unersuchten die Wissenschaftler die Klinikunterlagen von Schwangeren, die in den Jahren 1996 bis 2004 in verschiedenen Kliniken Tschechiens Kinder zur Welt brachten. Diese Frauen wurden routinemäßig auf die Konzentration von Antikörpern gegen Toxoplasmose untersucht. Aus den Unterlagen ging ebenfalls hervor, ob die Frauen anschließend ein Mädchen oder einen Jungen bekamen. Die Forscher stellten bei ihren Analysen fest, dass Frauen, die Toxoplasmose-Antikörper im Blut aufwiesen, häufiger Jungen zur Welt brachten als Toxoplasmose-negative Mütter. Mit steigender Konzentration der Antikörper im Blut verstärkte sich dieser Zusammenhang: Die Frauen mit den höchsten Werten hatten eine bis zu 2,5-mal höhere Wahrscheinlichkeit, einen Jungen zu gebären. Verantwortlich dafür sei eine bessere Überlebensrate von männlichen Embryonen in den frühen Phasen der Schwangerschaft, sagen die Wissenschaftler. Die Ursachen dafür sind allerdings noch unklar. Die Wissenschaftler vermuten aber, dass Veränderungen des Immunsystems bei den Toxoplasmose-infizierten Frauen dieses Phänomen verursachen. Um weitere Informationen über den Zusammenhang von Toxoplasmose-Infektionen und dem Geschlecht von Neugeborenen zu gewinnen, sollten nun Tierstudien folgen, schreiben die Forscher.

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