Würzburg - Eine neue Methode, mit der man bei herzkranken Patienten das Risiko für Kammerflimmern einschätzen kann, haben Wissenschaftler der Universität Würzburg entwickelt. Marcus Koller und seine Kollegen haben herausgefunden, dass es ein spezielles elektrisches Erregungsmuster am Herzen gibt, das kurz vor dem lebensbedrohlichen Kammerflimmern auftritt. Damit kann dieses Erregungsmuster als Risikomarker dienen. Für seine Methode bekommt Koller in Kürze einen Preis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie verliehen.
Alternans-Schwelle
Die Zeitspannen zwischen zwei am Herzen ankommenden elektrischen Erregungen ist unterschiedlich groß. Diese Tatsache nennt man im Fachjargon Alternans, der von der Herzfrequenz abhängig ist. "Bei herzkranken Patienten fängt der Alternans schon bei niedrigeren Frequenzen an", erläutert Marcus Koller. Mit einer Herzkatheter-Untersuchung kann der Mediziner jetzt die Alternans-Schwelle bestimmen. Dazu wird die Herzfrequenz Schritt für Schritt erhöht und festgestellt, wann der Alternans auftritt.
"Bisher konnte man schlecht vorhersagen, welcher Herz-Patient ein größeres Risiko hat, Kammerflimmern zu bekommen", betont Koller. Jetzt habe sich die Möglichkeit verbessert, das Risiko einschätzen zu können. Besonders bei Menschen, die bereits einen Herzinfarkt hatten, treten die lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen auf. "Jährlich erleiden etwa 200.000 Menschen in Deutschland einen Herzinfarkt", führt der Mediziner aus. Diesen stark gefährdeten Patienten könnte man einen
Defibrillator einpflanzen, der dem Herzen einen elektrischen Stoß gibt, sobald es zu einem Kammerflimmern kommt.
Sekundenherztod kann verhindert werden
"Der
Defibrillator ist quasi die Lebensversicherung für den Patienten", sagt Koller. Diese Behandlungsmethode ist allerdings teuer und aufwändig. Im schlimmsten Fall führen starke Herzrhythmusstörungen zum Sekunden-Herztod: Der Blutdruck fällt abrupt ab, die Betroffenen verlieren innerhalb von einigen Sekunden das Bewusstsein und sterben, wenn das Herz nicht durch Elektroschocks wieder in den richtigen Rhythmus gebracht wird. Mit Kollers neuer Untersuchungsmethode gelingt es Kardiologen, das Risiko für Kammerflimmern viel besser zu bewerten. So könnten solche Situationen vermieden werden. (pte)
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