Eine neue Therapie steigert die Wirksamkeit des Brustkrebs-Medikaments Herceptin und kann so Frauen helfen, die bislang nicht von dem Wirkstoff profitierten.
Herceptin gilt vielen Ärzten und Patientinnen als wahre Wunderdroge: Es enthält einen Antikörper, der das Wachstum von Brustkrebs unterbinden kann. Der Wirkstoff lagert sich an ein HER-2 genanntes Rezeptormolekül an, das auf der Oberfläche der Tumorzellen sitzt, und unterbricht dadurch die biochemische Signalkette, die das Krebswachstum steuert. Herceptin nutzt somit nur jenen Patientinnen, deren Krebszellen ausreichend viele HER-2-Rezeptoren besitzen.
Eingeschränkte Wirksamkeit
Allerdings wirkt das Mittel nur bei Patientinnen, die positiv auf HER-2 getestet wurden, und selbst unter diesen nicht bei allen. Künftig könnten aber auch diese Frauen von einer Herceptin-Therapie profitieren. Forscher des Anderson-Krebszentrums der Universität Texas fanden in einer Studie heraus, dass sich die Wirksamkeit des Antikörpers steigern lässt, wenn er in Kombination mit anderen Substanzen gegeben wird. "Über die Hälfte der Patientinnen mit HER-2-positiven Tumoren reagieren nicht auf Herceptin als einzigen Wirkstoff. Unsere Forschungen haben gezeigt, warum das so ist und wie auch diesen Frauen geholfen werden kann", erklärt Studienleiterin Dihua Yu.
Schützendes Protein
In ihrer Studie, die sie jetzt beim Jahrestreffen der US-Gesellschaft für Krebsforschung vorstellten, untersuchten die Texaner das Wechselspiel zweier Proteine, die in der Entwicklung von Brustkrebs eine entscheidende Rolle spielen. Eines der Biomoleküle namens PI3K fördert das Wachstum der Tumorzellen. Sein Gegenspieler ist ein Protein mit dem wissenschaftlichen Kürzel PTEN. In normalen Zellen blockiert es PI3K und bremst so deren Wachstum. Doch die Brustkrebszellen von vielen Patientinnen enthalten, wie Dihua Yu schon 2004 entdeckte, nur sehr wenig oder gar kein PTEN. Ohne PTEN aber hat das PI3K freie Bahn und kann das Krebswachstum ankurbeln.
Tumorwachstum trotz Therapie
Hier kommt das Herceptin in Spiel: Es hemmt nicht nur die von HER-2 ausgehenden Wachstumssignale, sondern aktiviert auch das PTEN. Auf diese Weise setzt es die natürliche Regulation des Zellwachstums wieder in Gang. Doch ohne PTEN kann das Herceptin nicht mehr viel bewirken, auch wenn viele HER-2-Rezeptoren vorhanden sind. Das Zellwachstum wird nur noch schwach gebremst, der Tumor wächst trotz Herceptin-Gabe weiter. "Deshalb brauchen wir einen Test, der die Konzentration von PTEN in den Zellen anzeigt", fordert Dihua Yu. "Dann können wir erkennen, ob ein HER-2-positiver Tumor tatsächlich auf Herceptin anspricht."
Biochemischer Trick
Frauen mit nur geringen PTEN-Mengen in den Krebszellen wollen die texanischen Onkologen künftig mit einem biochemischen Trick helfen. Sie entwickelten einen Medikamentencocktail, der Proteine enthält, die anstelle des PTEN das wachstumsförderne Protein PI3K blockieren. In Kombination mit Herceptin eingenommen, können sie das Tumorwachstum wieder vollständig hemmen. Zwar wurde die Wirksamkeit des Cocktails bislang nur anhand von Experimenten mit Zellkulturen und Mäusen nachgewiesen. Doch weil deren Ergebnisse so viel versprechend waren, sollen jetzt klinische Versuche mit Frauen beginnen, deren Brustkrebs trotz Herceptin-Behandlung ein fortgeschrittenes Stadium erreichte.
Quelle: focus.msn.de
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