Eine neue kombinierte Untersuchungsmethode erlaubt es vielleicht, Alzheimer zu erkennen und schon zu behandeln, bevor die Krankheit ausbricht.
Als Frühwarnsystem für die Demenzerkrankung könnte eine Kombination genetischer Informationen und Bilder des menschlichen Gehirns dienen. Forscher des renommierten Stockholmer „Karolinska Institut” testen hierzu 60 Personen im Durchschnittsalter von 65 Jahren. Keiner von ihnen zeigte Anzeichen einer Demenzerkrankung.
Riskante Genvariante
Zunächst stellten die Wissenschafter fest, ob die Probanden eine spezielle Genvariante besaßen, die vorangegangenen Studien zufolge das Alzheimer-Risiko deutlich erhöht. Rund 50 Prozent aller Alzheimerkranken tragen die Genvariante in sich, sie taucht aber nur in 14 Prozent der durchschnittlichen Bevölkerung auf. Dieser „Gen-Indikator” allein ist allerdings unzureichend, um eine mögliche Erkrankung zuverlässig voraussagen zu können, denn nicht jeder Träger der Genvariante erkrankt.
Im Erbgut von 30 Studienteilnehmern konnten die Forscher die riskante Genvariante feststellen. Die übrigen 30 dienten als Kontrollgruppe.
Eingeschränkte Hirnaktivität
Um den Gen-Indikator zu ergänzen, nutzten die Stockholmer Forscher in einem zweiten Schritt magnetische Bildaufnahmen, die die Gehinaktivität sichtbar machen. Die Messungen erfolgten, während die Versuchspersonen eine leichte Gedächtnisarbeit verrichten mussten. „Wir haben eine Liste mit Begriffen ausgeteilt, die sich die Versuchspersonen einprägen mussten. Anschließend sollten sie sich an möglichst viele davon erinnern”, erklärt Studienautorin Johanna Lind gegenüber FOCUS Online. Tatsächlich zeigte ein Teil der Versuchsteilnehmer eine niedrigere Hirnaktivität in den Gehirnbereichen, die Alzheimer schädigt.
„Unter Probanden mit einer Veranlagung für Alzheimer beobachteten wir das signifikant häufiger auf als unter Teilnehmern ohne genetisch bedingte Alzheimerdisposition”, so Johanna Lind. Es sei sehr wahrscheinlich, dass Personen später an Alzheimer erkranken, die sowohl die riskante Genvariante in sich tragen als auch eine niedrigere Hirnaktivität aufweisen, wenn sie ihr Gedächtnis anstrengen. „Ob wir Recht haben, können im weiteren Studienverlauf feststellen, wenn wir prüfen, welche Probanden tatsächlich an Alzheimer erkranken”, sagt Johanna Lind.
Alzheimer vorsorglich ausbremsen
Sollte sich die These der Forscher bestätigen, könnte man den betroffenen Hochrisikopatienten vorbeugend Alzheimermedikamente verschreiben. So ließe sich der Ausbruch der Krankheit verzögern, damit der völlige Zusammenbruch des Gehirns erst viel später erfolgt.
Die besondere Dramatik der Alzheimererkrankung besteht darin, dass es noch keine therapeutische Möglichkeit gibt, die den Krankheitsverlauf stoppt. Für die Behandlung stehen momentan nur Medikamente zur Verfügung, die den Krankheitsprozess verlangsamen. Die Möglichkeit einer Früherkennung der Krankheit, noch bevor die Symptome ausbrechen, sei daher ein wichtiger Schritt, betont Alzheimer-Forscherin Johanna Lind. Auf diese Weise würden den Betroffenen möglicherweise noch viele symptomfreie Jahre geschenkt.
Quelle: focus.msn.de
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