London (ddp). An Tagen mit viel Ozon in der Luft produzieren Männer weniger Spermien als zu Zeiten niedrigerer Ozonbelastung. Das haben amerikanische Wissenschaftler herausgefunden, als sie in einer zweijährigen Studie die Spermaqualität von Samenspendern untersuchten. Gleichzeitig analysierten die Forscher, welchen Schadstoffen in der Luft die Spender vor der Samenabgabe ausgesetzt waren. Im Gegensatz zum Ozon wirkten sich andere Smogbestandteile nicht negativ auf die Spermienzahl aus. Über die Arbeit von Rebecca Sokol von der Universität von Südkalifornien in Los Angeles und ihren Kollegen berichtet das Wissenschaftsmagazin «New Scientist» (25. März, S. 21). Für ihre Studie griffen die Forscher auf über 5000 Spermaproben zurück, die 48 Männer aus Los Angeles im Laufe von zwei Jahren einer Samenbank überlassen hatten. Sie bestimmten die Anzahl der Samenzellen in der Spermaflüssigkeit. Außerdem benutzten die Forscher die Ergebnisse von Smogmessungen in verschiedenen Gebieten in Los Angeles. Da sie die Postleitzahl der Samenspender kannten, konnten sie genau zuordnen, wie hoch die Belastung mit verschiedenen Stoffen für die Männer in den Tagen vor den jeweiligen Ejakulationen war. Waren die Männer einer hohen Ozonkonzentration ausgesetzt, so reduzierte sich die Spermienzahl deutlich im Vergleich zu Tagen mit wenig Ozon in der Atemluft. Dabei spielte es keine große Rolle, zu welchem Zeitpunkt der insgesamt 90 Tage dauernden Spermabildung die Ozonbelastung auftrat - das Ozon beeinflusste die Spermien sowohl in ihrem frühen als auch in ihrem späten Reifungsstadium nachteilig. Verstärkte Luftverschmutzung durch Kohlenmonoxid, Stickstoffdioxid und Feinstaub verschlechterte die Spermaqualität dagegen nicht, fanden die Wissenschaftler heraus. Das für den Menschen giftige Ozon entsteht an heißen Sommertagen in städtischen Regionen mit verschmutzter Luft. Die UV-Strahlung der Sonne wirkt dann auf im Smog enthaltende Kohlenwasserstoffe oder Stickstoffoxide, so dass sich Ozon bildet. Zwar kann das Ozon die Hoden nicht direkt erreichen. Jedoch könne es im Blut giftige Substanzen produzieren, die die Samenzellen angreifen, vermutet Sokol. Die Wissenschaftlerin betont, dass hohe Ozonwerte die Fruchtbarkeit gesunder Männer nicht ernsthaft gefährden. Nun will sie testen, wie sich die Ozonbelastung auf die Zeugungsfähigkeit von Männern mit ohnehin niedriger Spermaqualität auswirkt.
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