Magdeburg (ddp). Schwere Verletzungen des Gehirns sind nach wie vor eine Herausforderung für die Medizin. Medikamente, die beispielsweise die Folgen eines Schädel/Hirn-Traumas wirksam beschränken können, gibt es bislang nicht. Hoffnung verspricht jetzt ein neuer Wirkstoff, der bis zum Sommer in die klinische Erprobung gehen soll. Die KeyNeurotek AG, ein Biotechnologieunternehmen aus Magdeburg, bereitet die wissenschaftlichen Tests dafür vor. Rund 15 Kliniken mit entsprechenden Kompetenzen in der Hirnforschung aus ganz Europa würden sich daran beteiligen, sagt Neurotek-Vorstandsvorsitzender Frank Striggow. Vorgesehen sei, in den kommenden zwölf Monaten 75 Patienten, voraussichtlich auch in Magdeburg und in Tschechien, in das komplexe Vorhaben einzubeziehen. Ein Drittel von ihnen bekomme zu Vergleichszwecken ein Placebo, jeweils ein weiteres Drittel den neuen Wirkstoff in unterschiedlichen Dosierungen. Grundlage für das ehrgeizige Projekt der Wissenschaftler ist ein Mitte vergangenen Jahres mit der Bayer Healthcare AG aus Leverkusen abgeschlossener exklusiver Lizenzvertrag. KeyNeurotek hat dabei die weitere klinische Entwicklung und Vermarktung des Bayer-Wirkstoffes Bay 38-7271 übernommen. «Wir sind sehr optimistisch, dass die Therapieergebnisse positiv ausfallen», sagt Striggow. Die in den vergangenen Monaten vorgenommenen Laboruntersuchungen an Gewebeproben von Tiergehirnen und schließlich an Tieren selbst seien erfolgversprechend verlaufen. Mit dem synthetischen Wirkstoff gebe es jetzt berechtigte Hoffnung, einem neuronalen Zelltod entgegenwirken und durch Verletzungen hervorgerufene Entzündungen besser heilen zu können. Doch auch bei einem optimalen Verlauf der geplanten Erprobung erwartet Striggow noch eine langwierige und schwierige Phase zur Entwicklung des Medikaments. «Bis zur Markteinführung können durchaus noch sechs bis acht Jahre vergehen», lautet seine Einschätzung. Als Voraussetzung für die Fortsetzung der Forschungen nach der klinischen Erprobung nennt der Wissenschaftler das Ausbleiben von «nicht tolerierbaren Nebenwirkungen». Sollte es zu große Risiken geben, seien jahrelange Entwicklungsarbeiten vergeblich gewesen. Im Erfolgsfall sieht Striggow jedoch weitere Anwendungsmöglichkeiten des Bayer-Wirkstoffs bei anderen Indikationen. Als Beispiel nennt er die Behandlung von Schlaganfallpatienten und Patienten mit Multipler Sklerose (MS). Der Schwerpunkt der Tätigkeit der KeyNeurotek AG liegt traditionell in der Hirnforschung beispielsweise im Zusammenhang mit Hirnschädigungen durch einen Schlaganfall, Schädel/Hirn-Trauma oder Alzheimer. Das Biotechnologieunternehmen hat sich auf die Entwicklung und Vermarktung innovativer Pharmaka spezialisiert. Es ist vor sechs Jahren von der Otto-von-Guericke-Universität und vom Leibniz-Institut für Neurobiologie gegründet worden.
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