GÜTERSLOH - In den letzten Jahren sinken die Krankheitstage der Arbeitnehmer immer weiter nach unten. Das liegt aber nicht ausschließlich daran, dass die Menschen nicht mehr krank werden. Nein - sie gehen krank zur Arbeit. Ein ausgeprägtes Pflichtgefühl (53 Prozent), Rücksichtsnahme auf Kollegen (46 Prozent) und Angst vor beruflichen Nachteilen oder sogar den Arbeitsplatzverlust (ca. 25 Prozent) sind die Beweggründe für 71 Prozent der deutschen Arbeitnehmer auch krank zur Arbeit zu gehen. Eine Befragung von 1.689 Menschen, die die Bertelsmann-Stiftung im März und April dieses Jahres für ihren Gesundheitsmonitor erhob, ergab nämlich, dass 71 Prozent der Deutschen in den vergangenen 12 Monaten zur Arbeit gingen, obwohl sie sich richtig krank fühlten. Sogar fast jeder zweite machte sich sogar zweimal oder öfter auf den Weg zur Arbeit. Krank! Von den Arbeitnehmern, die wegen ihrer Krankheitssymptome einen Arzt aufsuchten, der die Patienten dann krank schreiben wollte, gingen 30 Prozent gegen der ärztlichen Rat wieder arbeiten. Nun müsst man davon ausgehen, dass dies im Interesse der Arbeitgeber liegt. Weniger Krankmeldungen heißt mehr Produktivität, da mehr Leute die Arbeit sicherstellen. Aber laut Aussage von Andreas Heyer, Projektmanager im Kompetenzzentrum Unternehmenskultur/Führung der Bertelsmann Stiftung, müsse vielmehr die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der anwesenden Belegschaft in den Betrieben stärker beachtet werden. Mitarbeiter, die sich trotz Krankheit zur Arbeit schleppen, verursachen evtl. Produktivitätseinbußen und stecken vielleicht sogar ihre gesunden Kollegen an.

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