Die Forscher unter der Leitung von Steven A. Rosenberg berichten in der aktuellen Ausgabe von Science über ihren Ansatz zur Gentherapie, mit der sich möglicherweise viele Krebsarten bekämpfen lassen könnten. 17 Patienten mit fortgeschrittenem Hautkrebs haben an dem Experiment teilgenommen. Dazu wurden den Patienten körpereigene Lymphozyten (T-Zellen) aus ihrem Blut entnommen, die normalerweise körperfremde Zellen erkennen und vernichten. Sie wurden gentechnisch so verändert, dass sie einen Rezeptor entwickelten, um das Protein MART-1 auf Melanomzellen zu erkennen. Damit können sie sich an die Tumorzellen andocken und diese vernichten.
Den Patienten, die alle bereits operiert waren und eine Chemotherapie hinter sich hatten, um ihr Immunsystem zeitweise auszuschalten, wurden ihre veränderten T-Zellen injiziert. Zwar waren die Zellen bei der Hälfte der Patienten zumindest zwei Monate lebensfähig, wobei sie einen Anteil von mehr als 20 Prozent der Lymphozyten im Blut stellten. Doch bei 15 der 17 Patienten stellten sich keine länger anhaltenden Folgen ein. Inzwischen sind 12 Patienten gestorben, drei weitere sind dem Tode nahe. Nur bei zwei Patienten wurden die Tumore im Körper allmählich abgebaut, bis sie nach 18 Monaten verschwunden sind. Seit Kurzem sind sie krebsfrei, was allerdings nicht heißt, dass sie endgültig geheilt sind, weil auch noch nach Jahren plötzlich wieder Tumore wachsen können.Nach Rosenberg zeigt die entwickelte Gentherapie aber die prinzipielle Möglichkeit auf, dass Krebs mit genveränderten Immunzellen wirksam bekämpft werden kann. Gegenwärtig arbeiten die Forscher an besseren Rezeptoren und entwickeln auch die Vektoren weiter, mit denen die Gene in die Immunzellen gelangen. Für andere Krebsarten wie Lungen-, Leber- oder Brustkrebs wurden bereits genveränderte Immunzellen entwickelt. Mit der Behandlung von hundert Patienten will man in den nächsten Monaten beginnen, wenn die US-amerikanische Food and Drug Administration dies genehmigt. Allerdings haben die Forscher nicht nachgewiesen, dass die in den Körper injizierten genveränderten T-Zellen tatsächlich in der Lage sind, Tumorzellen zu vernichten, und so die (alleinige) Ursache für den Behandlungserfolg bei den zwei Patienten waren.
Andere gentherapeutische Behandlungen von Krebs, bei denen beispielsweise in Tumorzellen Gene eingeführt wurden, damit sie von den Immunzellen erkannt werden, konnten bislang keine Erfolge vorweisen. Auch die Gentherapie von anderen Krankheiten hat bislang die in sie gesetzten Hoffnungen nicht einlösen können. So starb der 18-jährige Jesse Gelsinger 1999 kurz nach der Einführung der Viren mit den neuen Genen. Französische Mediziner erzielten erste Erfolge bei den gentherapeutischen Behandlungen von Kindern mit der Immunschwächekrankheit X-SCID. Die Versuche mussten aber 2003 eingestellt werden, weil mehrere Kinder an Leukämie erkrankten. Später fand man heraus, dass dies vermutlich von dem eingebrachten Gen ausgelöst wurde. Im Frühjahr dieses Jahres meldeten Forscher aus Frankfurt eine erfolgreiche Gentherapie von zwei Patienten mit Septischer Granulomatose. Bei den Patienten, denen 2004 Stammzellen mit einem reparierten Gen injiziert wurden, bildeten sich die Infektionen zurück. Sie konnten das Krankenhaus verlassen. Einige Tage, nachdem die Forscher den Erfolg ihres Verfahrens berichtet hatten, starb jedoch einer der beiden Patienten. Das sorgte erneut für Zweifel an der Gentherapie, auch wenn sie vermutlich nicht die Ursache für den Tod des Patienten war. (fr/Telepolis)