London (ddp). Die Veranlagung für die Erbkrankheit Mukoviszidose schützt vor Tuberkulose (TBC). Als es ab dem 17. Jahrhundert in Europa zu TBC-Epidemien kam, verbreitete sich die Erbkrankheit weit über den Kontinent, da Träger dieser Anlage höhere Überlebenschancen hatten. So erklären amerikanische Forscher, weshalb Mukoviszidose fast ausschließlich bei europäischstämmigen Menschen vorkommt. Über ihre Ergebnisse, die sich auf historische und geographische Daten stützen, berichten Eric Poolman und Alison Galvani von der Universität in Yale im Fachmagazin «Journal of the Royal Society Interface» (Online-Vorabveröffentlichung, DOI:10.1098/rsif.2006.0154). Die auch Schwindsucht genannte bakterielle Lungenkrankheit TBC war bis ins 20. Jahrhundert hinein für über 20 Prozent aller Todesfälle verantwortlich. Gesunde Merkmalsträger hatten daher einen Überlebensvorteil, sagen die Forscher. Nach ihren Ergebnissen stimmt das historische Verbreitungsgebiet der TBC mit dem der Mukoviszidose weitgehend überein. Daher komme nur TBC als Auslesefaktor für die starke Verbreitung des Gendefekts in Europa in Frage. Heute sind rund fünf Prozent der Deutschen gesunde Merkmalsträger der Mukoviszidose. Sie tragen das Gen nur auf einer Chromosomenhälfte und zeigen keine Symptome, können die Krankheit aber weitervererben. Nur bei etwa 8000 Menschen in Deutschland befindet sich das Gen auf beiden Chromosomenhälften. Die Funktion der Atemwege, der Bauchspeicheldrüse, der Leber und des Darms sind bei diesen Patienten gestört. Vor allem in den Bronchien der Lunge bildet sich zähflüssiger Schleim und führt häufig zu lebensbedrohlichen Infekten. Bisher war unklar, warum der verantwortliche Gendefekt nur in der europäischen Bevölkerung so weit verbreitet ist. Wissenschaftler hatten bereits vermutet, dass mit der Veranlagung zu dieser Krankheit eine erhöhte Resistenz gegenüber Infektionskrankheiten einhergehen kann. Die veränderten Eigenschaften der Schleimhäute im menschlichen Körper könnten die Ausbreitung dieser Erreger hemmen, vermuten Forscher. Poolman und Galvani sehen ihre Ergebnisse als Grundlage für weitere klinische Untersuchungen. Diese sollen aufklären, wie die Auswirkungen der Genveränderung den Krankheitsverlauf der TBC hemmt.

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