Zecke-FSME
Bild: Zecke
Zecken übertragen heimtückische Infektionen. Die Klimaerwärmung schenkt den Parasiten ideale Bedingungen zur Vermehrung.

Noch immer herrscht weit verbreitet Unwissen über Zecken vor: Die winzigen Blutsauger sollen auf Bäumen lauern und sich auf ihre Opfer fallen lassen. Und das sind vor allem Waldarbeiter und Jäger – in der Stadt ist man vor Zecken sicher. „Diese Annahmen sind falsch”, stellt Rainer Oehme klar. Der Experte für von Zecken übertragene Infektionen vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg nennt die tatsächlichen Fakten: „Zecken befinden sich vom Boden aus in einer Höhe von ein bis höchstens eineinhalb Metern in Unterholz, Gras und Gebüsch.” Dabei kann man auf städtischem Gebiet – etwa in Flussanlagen und Parks – ebenso einen Zeckenstich bekommen wie im Wald. „Die Betroffenen sind übrigens nicht in der Mehrzahl Waldarbeiter, sondern Menschen, die sich in ihrer Freizeit im Freien aufhalten”, erklärt der Molekularbiologe.

Günstiges Klima für Blutsauger

Dabei ist der Biss einer Zecke alles andere als harmlos, wenn sie mit Krankheitserregern infiziert ist. Mit ihrem Speichel können Bakterien und Viren in den Körper gelangen. Hier spielen vor allem Borreliose mit ihren Gelenkentzündungen und Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) eine Rolle. Dabei zeigen die aktuellen Zahlen, dass diese Infektionen zunehmen. Im Jahr 2004 verzeichnete man 274 FSME-Fälle, im Jahr 2005 bereits 431. Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des Robert-Koch-Instituts: „Wir bewerten das nicht als einen auffälligen Aufwärtstrend. Die Jahre davor waren die Zahlen ziemlich konstant. Diese – vielleicht einmalige – Zunahme im letzten Jahr muss noch keinen Trend anzeigen.” Als Ursache für das Wachstum sieht die Biologin günstige klimatische Verhältnisse im letzten Sommer und vorhergehenden Winter für Zecken und ihre Wirtstiere. Anders als für die meldepflichtige FSME gibt es zu Borreliose-Fällen keine sicheren Zahlen, weil diese Infektion nicht der Meldepflicht unterliegt. Susanne Glasmacher schätzt: „Wir gehen bundesweit von etwa 60 000 Borreliose-Infektionen pro Jahr aus.”

FSME und Borreliose gleich gefährlich

Zwar macht nicht jeder Zeckenstich krank. „In den Hochrisikogebieten Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen, Hessen und im Rheintal sind bis zu fünf Prozent der Zecken mit FSME infiziert, mit Borrelien sogar bis zu 40 Prozent”, nennt Rainer Oehme die aktuellen Zahlen. Das bedeute, dass etwa jeder 15. bis 20. Zeckenstich hier eine Borreliose, jeder 100. eine FSME verursachen kann. Beide Erkrankungen beurteilt der Experte als gleich gefährlich: „Zwar tritt FSME selten auf, ist dann jedoch nicht behandelbar und verläuft in einem Prozent der Fälle tödlich.” Die Borreliose dagegen ist gut behandelbar, kommt jedoch wesentlich häufiger vor und kann chronisch werden.

Fachliche Beratung: Dr. Rainer Oehme, Leiter der Molekularbiologie und Experte für durch Zecken übertragene Infektionen am Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Diplom-Biologin Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des Robert-Koch-Instituts, Dr. Heribert Warzecha, Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie der Universität Würzburg
Quelle: focus.msn.de

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