Das Aufputschmittel Amphetamin, auch als „Speed” bekannt, wirkt im männlichen Gehirn viel intensiver als im weiblichen.

Eine von der US-Regierung finanzierte Studie an der John Hopkins School of Medicine hat jetzt eine mögliche Erklärung dafür gefunden, warum doppelt so viele Männer wie Frauen Amphetamine schlucken: Das Aufputschmittel wirkt im Gehirn eines Mannes dreimal so stark. Die Entdeckung könnte zu neuen Strategien der Behandlung von Drogensucht und verschiedener Hirnerkrankungen führen.

Amphetamine fordern in erster Linie die Ausschüttung des Neurotransmitters Dopamin im Mittelhirn. Der hormonähnliche Stoff beschleunigt den Herzschlag, erhöht den Blutdruck und steuert über das Gehirn die Motorik. Ist im Körper zu wenig Dopamin vorhanden, kann das zu Parkinson, Gedächtnisverlust oder Depressionen führen.

Dopaminschwall im Männerhirn

Für die Studie unterzogen die Forscher um den Endokrinologen Gary Wand 43 Testpersonen zwischen 18 und 29 zunächst einem gründlichen medizinischen Check. Dann prüften sie mit einer speziellen bildgebenden Technik, der Positronen-Emmissions-Tomographie (PET), wie viele Rezeptoren für Dopamin in der fraglichen Hirnpartie der Probanden vorhanden waren. Anschließend injizierten sie den 28 Männern und 15 Frauen jeweils die gleiche Dosis Amphetamine. Die Wirkung der Droge verfolgten sie wieder mit dem PET.

Obwohl Frauen wie Männer gleich viele Andockstellen für Dopamin besaßen, zeigten die männlichen Teilnehmer nach der Drogengabe eine dreifach höhere Ausschüttung des Neurotransmitters.

Frauen lassen Amphetamine eher kalt

Die Wissenschaftler befragten die Testteilnehmer auch nach ihrem Empfinden nach der Amphetaminspritze. Die Männer konnten sehr viel mehr Antworten als die Frauen geben, sowohl über positive als auch negative Gefühle durch die Droge.

„Die Tatsache, dass sich die subjektiven Aussagen der Probanden mit der wissenschaftlich dokumentierten Wirkung deckten, stützt die Annahme sehr, dass Männer stärker auf Amphetamine reagieren als Frauen”, sagt Studienleiter Gary Wand. Er hofft auch, dass die Untersuchung dazu beiträgt, mehr über geschlechtsspezifische Unterschiede für neuro-psychische Erkrankungen zu erfahren, die das Mittelhirn betreffen. Dazu gehören neben Parkinson auch Schizophrenie, Zwangsneurosen oder das Tourette-Syndrom.

Die Veröffentlichung der Studie erfolgt in der Juli-Ausgabe des Journal of Biological Psychiatry.
Quelle: focus.msn.de


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