Chemikalie DBP gefährlich für Kinder im Mutterleib
Viele Arzneimittel gegen Erkältungen, Bronchitis oder Schlafstörungen können offenbar wegen eines Zusatzstoffes die Gesundheit schädigen. Bei einer Testreihe wurde der Grenzwert für die Langzeiteinnahme der Chemikalie Dibutylphthalat (DBP) um mehr als das 60-fache überschritten, wie es vom ARD-Magazin "Plusminus" heißt. DBP wird von Weltgesundheitsorganisation und EU demnach als "frucht- und entwicklungsschädigend" eingestuft. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderte eine strengere Chemikaliengesetzgebung der Europäischen Union (EU).

Bei den Befunden handele es sich um eine Größenordnung, "bei der man mit Gesundheitsschäden zu rechnen hat", zitierte das ARD-Magazin den Umweltmediziner Jürgen Angerer von der Universität Erlangen. In Babyartikeln, Kosmetika und Spielzeug ist DBP mittlerweile verboten; in den Hüllen von Medikamenten sei die Chemikalie aber weiter zugelassen.

Dem Bericht zufolge gibt es in Deutschland 51 Arzneimittel, in denen DBP enthalten ist. Rund die Hälfte davon sei frei verkäuflich. Unter ihnen sind Medikamente gegen erhöhte Cholesterinwerte, Asthma oder Eisenmangel. Einige davon sind laut Beipack-Zettel ausdrücklich für Schwangere geeignet. Das ARD-Magazin berichtete aber, durch DBP seien Kinder im Mutterleib gefährdet.

Bei der Testreihe von "Plusminus" und dem Institut für Umwelt- und Arbeitsmedizin der Uni Erlangen wurden Urinproben von neun Männern und Frauen auf DPB untersucht. Die Chemikalie bewirkt, dass sich die Inhaltsstoffe des jeweiligen Medikaments nicht bereits im Magen auflösen. Die Testteilnehmer nahmen jeweils ein freiverkäufliches pflanzliches Mittel gegen Erkältung ein.

Dem ARD-Magazin zufolge will das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn nun die Untersuchungsergebnisse prüfen. Anschließend wolle das Institut über eine Einschränkung der Anwendung oder über neue Hinweise auf den Packungsbeilagen von DBP-haltigen Arzneimitteln entscheiden.

BUND-Bundesgeschäftsführer Gerhard Timm betonte, die gewonnenen Erkenntnisse seien "nur die Spitze des Eisberges unserer täglichen Belastung durch gefährliche Chemikalien, die in Produkten vom Computer bis zum Regenmantel enthalten sind". Für DBP gebe es bereits Alternativen.
Quelle Gesundheit.de

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